Haltung und Beschäftigung
Einstreu
Man sollte keine Späne benutzen, die aus Tannen hergestellt wurde, da diese aromatische Holzart sich negativ auf die Gesundheit der Vierbeiner auswirkt. Außerdem sollte die Einstreu staubfrei und saugfähig sein. Die im Handel erhältliche Kleintierstreu eignet sich sehr gut, auch Stroh-, Mais- oder Hanf-Einstreu hat sich bewährt. Eine 5 bis 10 cm dicke Schicht ist ausreichend, um Urin aufzusaugen und den Ratten auch das Graben zu ermöglichen. Auf keinen Fall sollte Katzenstreu verwendet werden, da dies im Rattenmagen verklumpen kann und tödliche Folgen mit sich trägt. Wir verwenden schon seit langem Hanfstreu und darunter Strohpellets. Auch wenn dies etwas teurer ist als die normale Streu, so hat es den Vorteil, dass es enorm saugfähig ist und es kaum staubt.

So sieht Hanfstreu aus. Ich finde, dieses Streu ist das beste, was man zur Zeit auf dem Markt bekommen kann.

Die richtige Behausung:
Leider gibt es immer noch sehr wenige Käfighersteller, die auch spezielle Rattenkäfige entwickeln, deshalb muss man meistens auf Käfige für andere Kleintiere zurückgreifen oder man muss selber Hand anlegen, was nicht unbedingt die schlechteste Lösung ist.
Die Auswahl an Käfigen ist sehr groß, doch sind nicht alle geeignet:
- Marke Eigenbau
- Chinchilla- oder Streifenhörnchenkäfige
- Meerschweinchen- oder Kaninchenkäfige
- Hamster- oder Mäusekäfige
- Aquarien oder Terrarien
- Vogelkäfige
Auf jeden Fall sollte man vor dem Kauf der Rattenbehausung beachten, dass manche männliche Ratte die Größe eines Meerschweinchens erreichen kann, dass Ratten viel Bewegung brauchen und dass sie die meiste Zeit des Tages im Käfig verbringen werden, deshalb muss der Käfig eine genügend große Grundfläche haben. Die Mindestmaßen betragen für zwei bis drei Ratten 80x50x100cm (Länge x Breite x Höhe), besonders die Höhe ist wichtig, da Ratten vor allem in die Höhe klettern und hohe Aussichtsflächen lieben. Und man sollte immer eines bedenken, zu groß kann der Käfig nie sein, eher zu klein und je artgerechter der Käfig ist, desto höher stehen die Chancen auf ein langes Rattenleben. Außerdem muss man auf den Abstand der Gitterstäbe achten, damit eine kleine Ratte nicht hindurchschlüpfen kann (bei sehr jungen Ratten sollte der Abstand nicht größer als 1 cm betragen) und die Türen am Käfig müssen groß genug sein, damit man die Ratte ohne Probleme aus dem Käfig nehmen kann.
Falls kein spezieller Rattenkäfig zur Verfügung steht, kann man auch einen Chinchilla- oder Streifenhörnchenkäfig verwenden. Dies ist die beste käufliche Alternative für den Rattenkäfig, da sie normalerweise die richtige Höhe, einen engen Gitterabstand, eine hohe Bodenwanne und große Türen haben. Der Nachteil ist, dass man in kleineren und nicht so gut sortierten Zoofachhandlungen diese Käfige nicht bekommt.
Im allgemeinen würden sich auch Meerschweinchen- oder Kaninchenkäfige eignen, da sie eine hohe Bodenwanne und große Türen haben, außerdem hat man die Möglichkeit, Sitzbretter anzubringen. Jedoch halte ich diese Käfige für nicht brauchbar, da die Gitterstäbe viel zu weit auseinander stehen und vor allem ist die entsprechende Höhe nicht vorhanden.
Hamster- und Mäusekäfige eignen sich auch nicht, da diese Käfige viel zu klein sind und die Türen auch nicht die entsprechende Größe haben.
Vogelkäfige sind nur geeignet, wenn die entsprechende Grundfläche und genügend große Türen vorhanden sind. Jedoch kann es leicht passieren, dass der Rattenurin in die Spalten zwischen herausziehbarer Schublade und Bodenteil rinnt, da Ratten bevorzugt in die Ecken urinieren.
Aquarien oder Terrarien sind absolut nicht geeignet, da dort schlechte Belüftung herrscht und leicht die Gefahr eines Hitzschlags droht.
Am idealsten finde ich immer noch einen Eigenbau, weil man diesen ganz individuell gestalten kann. Wir benutzen für unsere Ratten einen zweckentfremdeten Ikea-Kleiderschrank. In diesem stehen mehrere Gitteroberteile von handelsüblichen Käfigen, damit die Ratten auch schön klettern können und wir haben noch mehrere Etagen eingebaut, damit unsere Nasen den Schrank auch komplett ausnutzen können.

Dies ist unser Rattenschrank. Wir richten ihn nach jeder Säuberung anders ein, damit es auch für unsere Nasen interessant bleibt.

Standort:
Ganz wichtig ist, dass die Ratten im Wohnbereich der Menschen stehen, damit die "Pläznasen" immer am Leben ihrer Menschen teilhaben. Überhaupt nicht geeignet ist der Keller, die Garage oder das Gartenhäuschen. Sehr leicht geraten die Ratten hier in Vergessenheit (= "Aus dem Auge, aus dem Sinn") und es besteht die Gefahr von Atemwegserkrankungen, wofür Ratten leider sehr empfänglich sind.
Weiterhin ist zu beachten, dass der Käfig nicht Zugluft, hoher Luftfeuchtigkeit oder Zigarettenrauch ausgesetzt ist.
Gefahr droht den Ratten auch bei großer Hitze entweder durch direkte Sonneneinstrahlung (Hitzschlag) oder durch die unmittelbare Nähe eines Heizkörpers.
Am besten ist für eine Ratte trockene, gleichmäßig temperierte Luft mit ständiger Frischluftzufuhr. Die Raumtemperatur sollte zwischen 18 und 23°C liegen und darf 25°C nicht überschreiten, weil dies zu mangelnder Nahrungsaufnahme und damit zu schlechtem Wachstum führt. Außerdem dürfen Ratten keine großen Temperaturschwankungen ausgesetzt sein.
45 bis 55% relative Luftfeuchtigkeit sind ideal. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen erzeugen Lungenentzündungen und Nasenkatarrh (Schnupfen).
Da Ratten auch im für Menschen nicht wahrnehmbaren Ultraschallbereich sehr gut hören, ist es für sie eine Qual in der Nähe von Stereoanlagen oder Fernsehgeräten zu leben.
Der Rattenkäfig sollte immer erhöht stehen, da Ratten auf jede Gefahr von oben erschrecken. Sei es auch nur die Hand ihres Besitzers. Durch den erhöht stehenden Käfig werden die Tiere zugleich weniger ängstlich und zahmer.

Einrichtungsgegenstände:
Bei der Einrichtung eines Rattenkäfigs sind der Phantasie eigentlich keine Grenzen gesetzt. Alles wird von den Tieren ausgekundschaftet und genauestens untersucht. Das Grundausstattung sollte aber sein:
- für jede Ratte mindestens ein Schlafhäuschen
- zwei Schalen für Trinkwasser und Trockenfutter
- Klettermöglichkeiten
Die Schlafhäuschen sind für die Ratten ganz wichtig, dort verträumen sie den Tag und sie können sich dort bei Erschrecken zurückziehen. Wichtig ist es aber, dass für jede Ratte mindestens ein Häuschen vorhanden ist, damit bei eventuellen Rangordnungskämpfen noch genug andere Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind. Mittlerweile gibt es sehr schöne Häuschen speziell für Ratten zu kaufen, man kann aber auch für große Ratten Holznistkästen für Großsittiche oder Meerschweinchenhäuschen verwenden. Am besten verwendet man Flachdachhäuser, dadurch haben die "Nasen" noch zusätzlich die Möglichkeit die Dächer der Häuser mitzubenutzen. Ein Schlafhäuschen sollte immer mit Nestmaterial gefüllt sein. Hierfür eignet sich am besten Heu (Vorsicht ist bei allergischen Ratten geboten! Heu kann auch eventuell Parasiten einschleppen!), Zeitungsschnipsel, unparfümierte Papiertaschentücher und Toilettenpapier. Weniger dafür geeignet sind die in vielen Zoofachgeschäften erhältliche Nestwatte, auch "Hamsterwatte" genannt, oder Stoffreste, da die langen Fasern der Watte oder des Stoffes sich um die Beine wickeln und dabei die Blutzirkulation behindern. Man braucht das Nestmaterial einfach nur in den Käfig legen, die Ratten bringen es von ganz alleine in ihr Häuschen, das dient dann auch noch nebenbei zur Beschäftigung der Tiere.
Als Näpfe verwendet man standfeste Keramik- oder Steingutschalen, die sich am besten auf einer höheren Etage ohne Streu befinden, da Ratten gerne scharren und buddeln und dadurch die Näpfe durch Streu und Kot verunreinigt werden. Außerdem sollte der Rand nach innen gebogen sein, da Ratten sich beim Fressen gerne darauf setzen. Oft wird dazu geraten, noch einen Napf für Frischfutter zu benutzen, damit dieses nicht verschmutzt. Der Hintergedanke ist ja sehr schön, nur leider holen sich die Pläznasen das Frischfutter aus dem Napf und schleppen es durch den Käfig. Der Frischfutternapf ist also total wertlos. Wenn man den Käfig regelmäßig reinigt und die Reste des Frischfutters nach einiger Zeit aus dem Käfig holt, schadet es den Ratten auch nicht. Auf keinen Fall sollte man eine Trinkflasche verwenden. Leider wird sie noch sehr oft empfohlen, aber in Wirklichkeit ist sie unhygienisch und unnatürlich. Diese Flaschen verleiten einen leider dazu, das Wasser zu selten zu wechseln und sie viel zu wenig zu reinigen, dadurch bilden sich schon nach kurzem schädliche Algen, die aber für das menschliche Auge noch kaum sehbar sind. Außerdem ist die Haltung beim Trinken total unnatürlich und zermürbend für die Ratten, wenn immer nur tröpfchenweise das Wasser aus der Flasche kommt. Bei einem Wassernapf, der am besten etwas erhöht steht, wäre dies alles nicht. Man muss einen Napf eben täglich reinigen und täglich das Wasser wechseln. Beim Aufstellen der Näpfe sollte man beachten, dass die Ratten entlang ihres Reviers, d.h. der Gitter, laufen und dabei markieren.
Dadurch würde das Futter und die Näpfe sehr leicht verschmutzt werden, wenn sie am Rand des Käfigs stehen würden. Daher stellt man am besten die Schalen in die Mitte des Käfigs. Bei mehr als zwei Tieren sollte man einen weiteren Napf für Futter aufstellen, so vermeidet man unnötigen Stress beim Fressen. Beim Einbau der Klettermöglichkeiten sollten man beachten, dass der Käfig immer noch leicht zu reinigen ist und dass die Einrichtung stabil befestigt ist. Um das Interesse der Kletterelemente so lang wie möglich aufrecht zu erhalten, sollten einzelne Teile immer wieder mal aus dem Käfig entfernt werden. So wirkt es immer interessant. Jedoch sollte nie die ganze Käfigeinrichtung ausgewechselt werden, dies würde die Ratten nur erschrecken. Außerdem sollten hoch angebrachte Einrichtungsgegenstände gesichert sein, z.B. durch eine Hängematte.
Auch kann man eine "Ecktoilette" mit pelletierter Strohstreu aufstellen. Manche Ratten benutzen diese Toilette, andere aber auch leider nicht.

Naturäste bieten eine willkommende Abwechslung im Rattenheim.

Weiteres Beschäftigungsmaterial:
- umgestülpte Tonblumentöpfe mit einem Loch am Rand
- saubere und stabile Pappschachteln
- Sitzbretter (am besten beschichtetes Holz)
- Wurzeln
- dicke Äste von Eichen, Ahorn, Buchen, Weiden, Haselnusssträuchern und Obstbäumen
- Pappröhren mit einem Mindestdurchmesser von 6 - 8 cm
- Kletterseile aus Kokosfasern oder Hanf
- Hängematten
- Korkröhren
- Papageienleitern
- Rampen
- Eierkartons
- sehr großes Beschäftigungsmaterial für Mäuse
- Zapfen
- Steine
- Strohkörbchen
- Buddelkisten mit Papier o.ä. (dort kann man auch Leckerlis verstecken)
- Handtücher zum Kuscheln oder Verstecken
Laufräder sind NICHT geeignet. Sie schaden der Wirbelsäule und können leicht den Schwanz verletzen. Sie können sogar für die Ratten lebensbedrohlich sein.

Das Mäuschen und Socke in der beliebten Hängematte.

Reinigung:
Futter- und Wassernapf sollten täglich einmal warm ausgespült werden. Alle zwei Tage sollte die Einstreu in den Urinecken entfernt werden und man sollte dabei überprüfen, ob die Ratten Vorräte gesammelt haben. Da diese wegen der Urinmarkierung sehr leicht anfangen zu schimmeln, müssen die Vorräte sofort entfernt werden. 1 - 2 Mal in der Woche, je nachdem wie viele Tiere in einem Käfig leben und wie groß dieser Käfig ist, sollte der Rattenkäfig ausgemistet werden. Der komplette Käfig und das gesamte Einrichtungsmaterial sollte einmal in der Woche mit heißem Wasser und etwas mildem Essigreiniger abgewaschen werden.

Auslauf in der Wohnung:
Täglich sollten Ratten mindestens zwei Stunden Auslauf bekommen, des weiteren gilt auch hier die Devise je mehr desto besser. Damit es auch interessant ist, sollte man den Auslauf auch mit viel Beschäftigungsmaterial gestalten. Bevor man seine Lieben den Auslauf in der Wohnung gewährt, sollte man einige Dinge beachten und alle möglichen Gefahrenquellen sollten vorher schon entfernt werden:
- Auf keinen Fall dürfen Elektrokabel in Reichweite der Tiere liegen, dies könnte gefährliche Folgen haben. Freiliegende Kabel sollte man so verstecken, dass sie für Ratten nicht greifbar sind.
- Steckdosen sollte man mit einer Kindersicherung versehen.
- Die Spalten hinter oder unter den Möbeln sollten verkleidet oder so vergrößert werden, dass man die Ratten dort problemlos erreichen kann.
- Alle Türen, Fenster und Schubladen müssen geschlossen werden.
- Alle Lebensmittel und Zimmerpflanzen sollten aus dem Zimmer entfernt werden.
- Man sollte sich immer vorsichtig bewegen, damit nicht die Gefahr besteht, sein eigenes Tier zu erdrücken.
- Alle anderen Haustiere sollten während des Freilaufs nicht im Zimmer herumlaufen. Katzen und Hunde verwechseln die zahme Ratte mit einem leckeren Beutetier und andere Kleintiere könnten durch das Revierverhalten der Ratten stark in Mitleidenschaft gezogen werden.
- Um den Ratten den Rückzug in ihr Heim zu erleichtern, sollte man eine kleine Leiter oder ein
Seil vom Fußboden zum Käfig legen. Das gibt den Ratten auch Sicherheit.
Der erste Auslauf sollte erst stattfinden, wenn die Ratten sich wirklich ganz an die neue Umgebung gewöhnt haben und zu ihrem neuen Besitzer Vertrauen gefasst haben. Das wäre in der Regel erst nach ein paar Wochen der Fall. Vorher ist ein Auslauf im Zimmer zwecklos, da die Ratten vor lauter Angst sich irgendwo verkriechen werden und nicht zu ihrem Menschen zurückkommen. Man kann ihnen aber schon ein wenig Auslauf auf dem Bett oder der Couch geben, solange sie noch nicht "reif" genug für den Zimmerauslauf sind.

Unser Mäuschen während des Auslaufs. Von dem vielen Laufen bekommt man ganz schön Durst.

Die Ratte auf der Schulter:
Viele möchten ihre Ratte auch außerhalb der Wohnung mit sich rumtragen, doch davon kann ich nur abraten. Der ganze Lärm und die viele ungewohnten Geräusche versetzen eine Ratten zu sehr unter Stress. Und dieser Stress schadet jedem Tier. Wenn man mit seinem Tier spazieren gehen will, sollte man sich doch wohl eher einen Hund zulegen

Ein Wochenende alleine:
Über zwei Tage kann man schon einmal seine Ratten alleine zu Hause lassen, wenn genügend Trinkwasser, Trockenfutter und Frischfutter für diese Zeit vorhanden ist. Am besten stellt man dann noch einen zweiten Napf fürs Trinkwasser auf und reicht neben der normalen Menge Trockenfutter für die Zeit noch eine Knabberstange. Es sollte nur so viel Frischfutter gegeben werden, so dass es am ersten Tag gefressen wird, ansonsten fängt es anzuschimmeln.
Trotzdem sollte so etwas nicht allzu oft vorkommen, da die Ratten neben ihren Kontakt zu Artgenossen auch den Kontakt zu ihrem Menschen brauchen. Ich denke, dass es sich von selbst versteht, dass man keine Ratte über mehrere Tage alleine lässt, wenn sie auf regelmäßige Medikamentengabe angewiesen ist.